Fresh Guide

Progressive NY-Warm-up mit Day.Din

SA 30.12.2017 // M-BIA

Deniz Aydin aka DAY.DIN ist psytrance-infiziert seit dem der 16 Jahre alt ist, seit 2002 produziert er auch selbst den Sound, der sein Leben bestimmt. Das erste Release erschien 2004, Hamburg wurde für ihn fortan sprichwörtlich das Tor zur Welt. Allein im Oktober und November 2017 verschlug es ihn nach Brasilien, Griechenland, Frankreich und in die Schweiz. Nun ist der Prophet auch endlich einmal wieder im eigenen Lande zugange!

Du spielst am 30.12. im M-Bia, der optimale Zeitpunkt, das Jahr Revue passieren zu lassen…

Das letzte Jahr war tatsächlich sehr turbulent und von vielen Veränderungen begleitet. Allem voran die Produktion meines neues Albums und die so enorme Veränderung meiner bisherigen Stilrichtung, welche in vielen Ländern dieser Welt sehr gut ankam. Was von all dem bleibt, ist meine Zeit im Studio und wie viel ich das letzte Jahr musikalisch und produktionstechnisch gelernt habe.

Psychic Waste, deine gerade angesprochenes neues Album, ist nach einer recht langen LP-Pause erschienen. Warum hast Du Dir da so viel Zeit gelassen und wie lang hast Du daran "effektiv" gearbeitet?

Ich war lange Zeit musikalisch verwirrt, wusste nicht, in welche Richtung es gehen soll. Mit meinen musikalischen Skills war ich nie wirklich zufrieden, wollte die bisherigen “Hits“, wie “Upgrade” oder “Breaking Dread”, nicht einfach wieder und wieder neu auflegen. Dann ist mein Vater 2016 von uns gegangen und ich habe praktisch zur selben Zeit meine jetzige Frau kennengelernt. Alles in allem eine große Achterbahnfahrt. Plötzlich überkam mich der Gedanke, ich möchte nicht Musik für andere machen, sondern für mich selbst. Versuchen den öffentlichen Druck und die Erwartungshaltung auszublenden und sehen, wo es hinführt.
Ich habe circa 18 Monate an dem Album gearbeitet, inklusive der Ideenfindung, Mix und Mastering. Vom einzigen Druck begleitet, dass ich lange nichts mehr veröffentlicht habe und mir nicht wirklich viel Zeit lassen kann. Also mach, wonach dir ist, nur mach es zügig und trödel nicht herum - habe ich mir gesagt.
In diesen 18 Monaten habe ich mich ganz arg isoliert, von Freunden und allem, selbst meine Frau und meine engsten Freunde immer seltener gesehen und jede Minute, in der ich wach war, wortwörtlich im Studio verbracht. Dieser Druck und die daraus resultierende sehr intensive Zeit im Studio haben interessante Dinge hervorgebracht, die sonst im üblichen Nine-To-Five Rhythmus nicht möglich wären. Im sog. Tunnel, indem es nichts anderes gibt, als dich und das Studio.

Psy-Trance hat ja schon eine locker 20jährige Geschichte. Was fasziniert Dich bis heute an diesem Style, der Dich rund um den Globus auf Tour schickt?

Mich fasziniert am Psytrance und der Szene die Toleranz der Menschen, zueinander und auch zur Musik. Psytrance kann so verschiedene Fassetten haben, so doll unterschiedlich sein, wie man es z.B. bei Techno kennt. Leider wird diese enorm wichtige Eigenschaft etwas getrübt vom derzeitigen Mainstream-Hype. Der enorm große Strom an Leuten, die in unsere Szene finden, große Erwartungshaltungen zu den Acts, die erfüllt werden „müssen“, um zu gefallen. Ich würde mir wünschen, wenn unser neues Psytrance-Kollektiv wieder offener wird zu Neuem und den Acts mehr Raum lässt, sich zu verwirklichen. Psytrance ist viel mehr also nur Rolling-Basslines, Triplets und Offbeat.

Liest man die Track-Liste Deines neuen Albums, dann meint man stellenweise auf Filmtitel oder Filmtitel-inspirierte Track-Namen zu stoßen. Woher beziehst Du die Ideen für Deine Musik - und womit arbeitest bzw. produzierst Du?

Ich suche oft einen sogenannten Trigger, etwas das mir hilft, einen Flow aufzubauen, ein gewisses Bewusstsein in ein Thema einzuhauchen. Dabei denke ich an vergangene Tracks oder Themen jedes X-beliebigen Genres, die mich bisher in meinem Leben begleitet haben. Sobald nach all dem ein Grundgerüst steht, lösche ich alles, was zu doll an etwas Konkretes erinnert und probiere sehr viel aus. Dann ist es meistens schon 4-5 Uhr morgens und plötzlich finde ich etwas, das mich berührt und was ich noch nie irgendwo gehört habe. Basierend auf einem Beatgerüst, was ich anfangs etwas Anderem nachempfunden habe, entsteht in der Kombination etwas komplett Neues. Ich produziere gleichermaßen viel mit Hard- und Software. Analoge-Instrumente sind mir oft lieber, weil sie der Musik so viel mehr Ausdruck verleihen können, als Software-Plugins.

Am 30.12. bist Du im M-Bia - und was steht dann 2018 so an?

Mit dem Rauchen aufhören (wie jedes Jahr), das zweite Nordlight-Album fertigstellen (mein experimentelles Ambient Side-Projekt) und noch viele weitere Day Din EPs und Singles produzieren, diesmal ohne zeitlichen Druck. Ich freue mich riesig auf das kommende Jahr! (fhp)

www.m-bia.de
www.daydin.com